Musikethnologie

Musikethnologie
Musik|ethnologie,
 
vergleichende Musikwissenschaft, Ethnomusikologie, musikalische Volks- und Völkerkunde, in den USA auch World-Music [wəːld 'mjuːzɪk], Teilgebiet der Musikwissenschaft, das sich mit der außereuropäischen Stammes-, Volks- und Kunstmusik sowie der europäischen Volksmusik befasst, auch interdisziplinär arbeitet und die Völkerkunde, Anthropologie, Soziologie, Psychologie, Religions- und Sprachwissenschaft mit einbezieht. Ihre Forschung stützt sich auf vorgeschichtliche Funde (Musikarchäologie), Studien an Bildquellen (Musikikonographie) und bei schriftlosen Völkern auf bei der Feldforschung erfragte allgemeine kulturelle Fakten sowie Tondokumente, die dem Gehör nach transkribiert und mit elektronischen Apparaturen untersucht werden. Für die Kunstmusik der Hochkulturen erschließt sie zusätzlich die schriftlichen Aufzeichnungsweisen von Musik und die theoretischen Quellen.
 
Mit der Gründung von Phonogrammarchiven um die Jahrhundertwende erlebte die Musikethnologie ihren ersten großen Aufschwung, beschränkte sich aber zunächst weitgehend auf das Studium isolierter Elemente musikalischer Kulturen (Tonsysteme, Rhythmen, Instrumente und deren historische Einordnung); exemplarisch ist die Sammlung des Berliner Phonogrammarchivs (heute musikethnologische Abteilung des Museums für Völkerkunde), begonnen von C. Stumpf und E. M. von Hornbostel im Jahre 1900. Bis in die 50er-Jahre hinein stand die Musikethnologie unter dem Einfluss der Kulturkreislehre (C. Sachs, Marius Schneider, * 1903, ✝ 1982). Auf schwacher Quellenbasis wagte man teilweise globale Aussagen und Vergleiche. Nach dem Zweiten Weltkrieg erzielte die Musikethnologie große Fortschritte, nicht zuletzt aufgrund ihrer interdisziplinären Arbeitsweise, die versucht, die Musik als eigenwertigen Bestandteil der Gesamtkultur einer Ethnie zu begreifen und Musikpraxis, Gestaltungsprozesse sowie Akkulturationsprozesse mit einzubeziehen. Verbesserte Reisemöglichkeiten und Aufnahmetechniken ermöglichen gezieltere Feldforschung und Dokumentation.
 
 
K. Reinhard: Einf. in die M. (1968);
 W. Wiora: Ergebnisse u. Aufgaben vergleichender Musikforschung (1975);
 A. Schneider: Musikwiss. u. Kulturkreislehre (1976);
 
Musikethnolog. Sammelbände, hg. v. W. Suppan, auf zahlr. Bde. ber. (Graz 1977 ff.);
 
Außereurop. Musik in Einzeldarst, hg. v. J. Kuckertz (1980);
 H. Oesch: Außereurop. Musik, 2 Tle. (1984-87);
 
Ethnomusicology, hg. v. H. Myers, 2 Bde. (London 1992-93);
 
Perspektiven der M. Dokumentationstechniken u. interkulturelle Beziehungen, hg. v. B. B. Reuer u. L. Tari (1994).
 
Zeitschriften: Ethnomusicology (Middletown, Conn., 1953 ff.);
 
Jb. für musikal. Volks- u. Völkerkunde (1963 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.

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